Suizid

Über Suizid wird kaum gesprochen. Es besteht eine große Angst oder Unsicherheit den vermeintlich Betroffenen durch das Ansprechen erst auf den Gedanken von einem Suizidversuch zu bringen und sich dadurch „schuldig“ zu machen. Dabei wird eine wertvolle Gelegenheit verpasst.

Den meisten Betroffenen würde eine große Last genommen werden, wenn sie plötzlich offen über Ihre Gedanken sprechen könnten, die sie zum Teil stark quälen und es bestände die Möglichkeit den Suizidversuch durch das offene Gespräch zu verhindern. Allein durch das Ansprechen auf einen Suizidverdacht wird kein Mensch animiert diesen zu vollziehen. Der Gedanke bzw. Wunsch nach Suizid reift von innen und wird nicht von außen aktiviert.

  • Suizid ist eine absichtliche Selbstschädigung mit tödlichem Ausgang
  • Suizidalität erstreckt sich von Gedanken und Fantasien über konkrete Planungen bis zum vollzogenen Suizidversuch
  • Ca. 2% der Bevölkerung unternimmt einen Suizidversuch
  • Ca. 10.000 Menschen nehmen sich jährlich das Leben (höher wie Aids, Drogen, Verkehrstote und Opfer von Gewalttaten zusammen) zzgl. einer hohen Dunkelziffer
  • Bei Jugendlichen ist der Suizid die 2.häufigste Todesart nach dem Unfall
    Suizidversuche finden 2-3 mal mehr bei Frauen statt
  • Tödlich endende Suizidversuche gibt es mehr bei Männern
    30-40% der Selbsttötungen werden von > 60 jährigen begangen

Vor dem Suizid erlebt der Betroffene seine Situation als ausweglos. Es kommt zum Rückzug von sozialen Kontakten. Aggressionen können nicht mehr ausgedrückt werden und richten sich immer mehr gegen die eigene Person. Es folgt ein aktives Denken an Suizid oder Suizidgedanken drängen sich passiv auf und der Betroffene geht in ein Vorbereitungsstadium der Selbsttötung über.

Kurz vor dem Vollzug des Suizid wirken viele Betroffene erleichtert und scheinen auf dem Weg der Besserung zu sein

Die fantasierte Erleichterung durch den Tod führt zu einer „Ruhe vor dem Sturm“

Suizidankündigungen sind immer ernst zu nehmen!

75% der Selbstgetöteten haben im Vorfeld ihren Suizid angekündigt

Es ist wichtig bei dem geringsten Verdacht aktiv nach Suizidalität zu fragen und wenn vorhanden ausführlich darüber zu reden. Haben Sie keine Angst davor!

Ansätze können sein:

  • Wie geht es Ihnen im Moment, denken Sie daran, sich das Leben zu nehmen?
  • Ich habe das Gefühl, dass es Ihnen nicht gut geht, möchten Sie mit mir darüber reden?
  • Wenn Sie daran denken, sich das Leben zu nehmen, haben Sie schon einmal überlegt wie sie es tun möchten?
  • Haben Sie es schon einmal versucht?
  • Haben Sie bereits Vorkehrungen getroffen?
  • Denken Sie häufig an den Selbstmord? Wie fühlt es sich dann an? Welche Gedanken haben Sie dabei?
  • Steht der Tag schon fest?

Die Möglichkeit über seine Selbstmordgedanken sprechen zu können ist für viele Betroffenen eine enorme und wichtige Erleichterung.

Wenn der Betroffene Suizidgedanken äußert, bleiben Sie ruhig.

Es ist wichtig ihm gegenüber eine akzeptierende Haltung einzunehmen, versuchen Sie nicht massiv dagegen zu argumentieren. Kein kritisieren, verurteilen, Schuldgefühle aufbauen oder unter Druck setzen. Bieten Sie dem Betroffenen an mit Ihnen zu reden, hören Sie zu was er zu sagen hat, bewerten Sie nicht was er sagt, verdrehen Sie nicht die Augen oder machen Sie keine abwertenden Gesten. Vermitteln Sie ihm, dass Sie ihn ernst nehmen.

Wenn Sie spüren, dass Sie den Betroffenen „erreichen“ und er im Gespräch sich von seinen Suizidgedanken glaubhaft distanziert, schließen Sie per Handschlag einen Vertrag mit ihm ab. Er verspricht Ihnen aktuell keinen Suizidversuch zu unternehmen und sich täglich zu einer festen Zeit bei Ihnen zu melden. Wenn sich für ihn die Situation verschlimmert, meldet er sich bei Ihnen und Sie gehen gemeinsam zu einem Arzt, Klinik oder Beratungsstelle. Betroffene halten sich oft an diesen für sie verbindlichen Vertrag.

Spüren Sie, dass sich die Situation nicht ändert oder sind Sie unsicher bieten Sie dem Betroffenen an, mit ihm zusammen zu einem Arzt zu gehen. Lehnt er dies ab, wenden Sie sich bitte sofort an einen Arzt oder im Notfall an die Polizei, welche dann die weiteren Schritte übernehmen. Haben Sie keine Angst davor diesen Schritt zu gehen. Es ist kein Verrat an diesem Menschen.

Grundregel wenn sich der Betroffene nicht von seinen Suizidgedanken löst:

Eine Einweisung in die Klinik ist nicht angenehm aber dem Selbstmord vorzuziehen, es ist ein Rettungsnetz.

Unabhängig davon wie die Situation ausgeht, ist es wichtig, dass Sie selber mit einer für Sie wichtigen Vertrauens- bzw. Bezugsperson über diese Erfahrung reden. Ein Gespräch über Suizid ist sehr aufwühlend und kann als belastend empfunden werden. Vor allem der Gedanke „habe ich richtig gehandelt“ kann lange beschäftigen und sich negativ festsetzen.

Ablauf wenn der Betroffene keinen Abstand zum Suizidvorhaben äußert:

  1. Der Betroffene stimmt einem gemeinsamen Arztbesuch oder freiwilligen Klinikaufenthalt zu. Ablauf besprechen, wer informiert werden soll.
  2. Gemeinsame Fahrt zur Klinik oder Arzt mit dem Taxi und Übergabe an den behandelnden Arzt mit Hinweis „Eigengefährdung“ und Bleiben nach eigenen Ermessen. Oder:Anforderung eines Krankenwagens Tel. 19222 (geht nach Dringlichkeit) Kosten werden von der Krankenkasse übernommen mit einem geringen Selbstkostenanteil für den Klienten.

Der Betroffene weigert sich trotz akuter Gefahr eines Suizidversuches zu einem Arzt oder in die Klinik zu gehen:

  1. Arzt oder Polizei anrufen und alle relevanten Punkte schildern. Der Betroffene darf nicht eingesperrt werden!
  2. Sollte er das Haus oder die Wohnung in dieser Phase verlassen, dann ihn wenn möglich begleiten oder beobachten wo er sich aufhält, damit die Polizei ihn finden kann.

Stationäre Aufnahme notwendig

Psychiatrische Klinik
Zentrum für Psychiatrie Reichenau
Feuersteinstraße 55
79479 Reichenau

Tel.: 07531-977-0

Notruf: 112

Krankentransport: 19222

Dies ist ein Vorschlag für den Umgang mit suizidgefährdeten Menschen.