Angst

Solange ein Mensch keine Angst am eigenen Leib erfahren hat, weiß er nicht und kann auch nicht verstehen, wie es seinem Mitmenschen, der dieses Gefühl als existenzielle Bedrohung empfunden hat, geht. Das Gefühl der Angst und das Gefühl der Angst vor der Angst beschreibe ich als einen langsam schleichenden Prozess, der immer größere Anteile des aktiven Lebens abschnürt und verhindert.

Das ist für Angehörige und Freunde oft nicht nachvollziehbar. Angst zeigt sich oft durch körperliche Symptome wie z.B. Schwindel, Enge oder Schmerzen in der Brust, Herzklopfen, Schwitzen, Zittern, verminderte Belastbarkeit, Atemnot, Mundtrockenheit, Übelkeit, Benommenheit, Hitzewallung oder Kälteschauer, Taubheit oder Kribbeln, Angst ohnmächtig zu werden oder umzufallen. Viele Betroffene machen sich übermäßige Sorgen und engen sich dadurch immer mehr ein. Unangenehme, angstmachende Situationen werden am Anfang erfolgreich vermieden und der Lebensraum mit Familie, Freunden und im Beruf wird immer kleiner.

Da oft die körperlichen Symptome im Vordergrund stehen findet man viele Menschen mit diesen Symptomen beim Hausarzt. Hier werden die organischen Symptome abgeklärt. Die Frage „empfinden Sie sich in letzter Zeit ängstlicher oder haben Sie mehr Bedenken und machen sich mehr Sorgen“ werden Sie in diesem Zusammenhang eher selten hören.

Angst kann zur „Angst vor der Angst“ führen. Die angstmachende Situation wird gemieden, es entsteht aus der Vorsorgehandlung ein Vermeidungsverhalten, das Leben engt sich ein und die Angst wird zum ständigen Begleiter.

Angst tendiert dazu sich auszubreiten. Haben wir eine angstmachende Situation „in Griff bekommen“ durch ein Vermeidungsverhalten, wird sich die Angst einen neuen Bereich suchen und hier ebenfalls Lebensverändern und einschränkend wirken.

Da die körperlichen Symptome, vor allem das Herzklopfen, als sehr bedrohlich empfunden werden, haben viele Betroffene Angst daran zu sterben. Diese Angst wird zusätzlich verstärkt, wenn schon eine Herzschwäche vorliegt. Generell kann man sagen, dass es nicht möglich ist an diesen Symptomen zu sterben, da der Körper durch seine biologische Reaktion dies steuert.

Aus meiner Sicht ist es wesentlich einem Angstklienten auch die biologische Seite der Angstreaktion zu erklären. Allein das Bewusstmachen und Verinnerlichen, dass ich daran nicht sterben kann ist wichtiges Wissen bei der Bewältigung der Angst vor dem nächsten Anfall und in der akuten Situation.

Ganz wichtig sind bei der Angst die direkten und die indirekten Folgen. Aus der Angst entwickelt sich eine Erwartungsangst, das Warten auf den nächsten Angstanfall. Aus dieser Erwartungsangst (die Angst vor der Angst) entsteht ein Vermeidungsverhalten das gravierende Folgen wie sozialer Rückzug, Einsamkeit, beschmunzelt werden, gedrückte Stimmung und zu Depression führen kann. Je nach Heftigkeit der Angst kann der Beruf nicht mehr ausgeübt werden, es kommen weitere Sorgen dazu und somit kann sich die Basis für weitere psychische Störungen und eventuell Abhängigkeit (Medikamente, Alkohol) bilden.

Bei der Arbeit mit der Angst geht es darum zu lernen sich der Angst zu stellen und bewusst zu erleben dass die Situation ausgehalten und ohne körperliche Schäden bewältigt werden kann.

Gemeinsam werden die Situationen betrachtet in denen die Ängste auftreten, in welchen Zusammenhang und welche Folgen sich daraus ergeben.

Die wichtigste Basis für die gemeinsame Arbeit ist eine tragfähige Beziehung zwischen dem Klienten und dem Therapeuten, die auf einer ehrlichen, vertrauensvollen und akzeptierenden Beziehung aufbaut.